Ayurveda und Ernährung (4/4)
Richtlinien der ayurvedischen Ernährung:
Ayurvedische Ernährung ist nicht gleich indische Ernährung, obwohl natürlich einige Gewürze oder Gerichte indischen Ursprungs darin vorkommen. Jedoch heißt ayurvedische Ernährung lediglich, dass die Zubereitung und die Zutaten individuell auf die jeweilige Konstitution und das jeweilige Befinden abgestimmt sein sollen. Somit kann energetisches Ungleichgewicht ausgeglichen werden und die Doshas können wieder zu ihrem Gleichgewicht finden.
Man muss nur ein bisschen in sich hineinhören, denn der Körper sagt einem was er braucht und was ihm guttut. Wir haben dies nur verlernt und folgen somit nicht immer unserem Instinkt, was uns oft dazu verleitet Dinge zu essen, die eigentlich kontraindizierend wirken und unseren Zustand verschlimmern. Ein gutes Körpergefühl ist immer der beste Ratgeber.
Abgesehen davon gibt es eine Reihe allgemeiner Empfehlungen im Ayurveda:
- Gesunde und ausgewogene Kost unter Berücksichtigung der jeweiligen Konstitution, Jahres- und Tageszeit, sowie Lebensphase
- Jede Mahlzeit sollte alle sechs Geschmacksrichtungen enthalten, um dem Körper alle nötigen Informationen zum Aufbau seiner Elemente zu geben. Es muss nur eine kleine Menge der jeweiligen Geschmacksrichtung im Essen vorhanden sein.
- Die Lebensmittel sollten so weit wie möglich naturbelassen und energetisch so wertvoll und hochwertig wie nur möglich sein. Idealerweise sind Lebensmittel vom Biobauern aus der Umgebung.
- Das Essen sollte mit Sorgfalt und Liebe zubereitet werden. Es sollte appetitlich angerichtet werden, denn das Auge isst ja bekanntlich mit.
- Man sollte in regelmäßigen Abständen 3 Mahlzeiten pro Tag zur gleichen Zeit zu sich nehmen (gleicht Vata aus) und erst wieder essen, wenn die vorherige Mahlzeit verdaut ist.
- Überdies sollte man langsam und in Ruhe essen, weil dies Agni stärkt und die Nahrung somit besser verdaut werden kann.
- Grundsätzlich sollten 2/3 der Nahrung in gekochtem Zustand gegessen werden. Größere Mengen an Rohkost sollten auch nur von Menschen mit einem sehr starken Agni verzehrt werden. Ansonsten sollte Gemüse und Obst eher leicht gedünstet werden, dann ist es besser verträglich. Mit verdauungsfördernden Gewürzen kann man die Verträglichkeit noch verbessern.
- Über den Tag verteilt sollte man eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zu sich nehmen (Gewicht x 0,03 = Menge an Flüssigkeit, welche pro Tag zu sich genommen werden soll). Dies sollte überwiegend in Form von warmem Wasser erfolgen, zu den Mahlzeiten kann man auch eine kleine Tasse Kräutertee trinken. Ansonsten sollte ½ h vor und nach den Mahlzeiten nicht übermäßig getrunken werden, weil dies die Verdauungssäfte verdünnt und somit den Verdauungsprozess hemmt. Vermieden sollten kalte, zucker- und kohlensäurehaltige Getränke werden.
Richtige Kombinationen von Nahrungsmitteln essen, bei falschen Kombinationen können Gifte entstehen und der Organismus wird belastet.
Ungünstige Nahrungsmittelkombinationen:
- Honig und Ghee zu gleicher Menge
- Eier mit Milch, Joghurt, Melone, Käse, Früchten und Kartoffeln
- Milch mit Fleisch, Fisch, rohen Früchten (außer Mango!!), Rettich oder Wassermelone
- Rohes Obst nur alleine essen und nicht nach dem Essen
- Fleisch und Fisch mit Milch, Milchprodukten, sauren Früchten oder anderen tierischen Eiweißen
- Kalte Getränke mit fettigem Essen
- Kalte Speisen mit sehr heißen Speisen (z.B. Eis mit heißen Beerenfrüchten)
- Joghurt sollte nicht am Abend gegessen werden und nicht mit Banane kombiniert
- Nicht mit Honig kochen und backen da wenn zu stark erhitzt wird Toxine freigesetzt werden
Überdies sollte vermieden werden:
- Lebloses Essen wie Konserven, tiefgekühlte Nahrung, weißes Auszugsmehl und raffinierter Zucker
- Alte und wieder aufgewärmte Speisen
- Aufwärmen in der Mikrowelle zerstört die Lebensenergie der Nahrung
- Übermäßiger Verzehr von Käse und Tomaten blockiert die Srotas (Transportbahnen des Körpers) und sollte deshalb nur in Maßen genossen werden
- Große Mengen an Alkohol, Kaffee, saures und salziges Essen.
- Das Frühstück sollte zwischen 6 und 10 Uhr eingenommen werden. Es sollte ein leichtes, kleines und vorzugsweise warmes Frühstück sein, da Agni in der Früh noch schwach ist (Kapha Zeit). Im Falle eines sehr hohen Kaphas sollte man das Frühstück ausfallen lassen und nur warmes Ingwerwasser mit Honig trinken.
- Das Mittagessen wird zwischen 12.00 und 14.00 eingenommen und da ist Pitta Zeit und somit die Verdauungskraft am stärksten. Deshalb kann um die Mittagszeit auch relativ schwer verdauliches Essen gut verdaut werden, allerdings gilt es auch hier immer auf die jeweilige Konstitution zu achten.
- Am Nachmittag zur Vata-Zeit, bekommt man vielleicht Appetit auf etwas Süßes, hier kann man gut mit einem Chai Tee oder bei hohem Pitta mit Obstsäften dem Energieabfall entgegenwirken.
- Das Abendessen sollte möglichst vor Sonnenuntergang und mindestens zwei Stunden vor dem Zubettgehen eingenommen werden. Abends sollte man leichte Kost zu sich nehmen, da Agni bereits schwach ist und zu schwere Nahrung nicht verdaut werden kann und dann im Magen und Darm liegen bleibt und Ama entstehen kann. Am besten eignet sich eine warme leichte Suppe oder ein Getreidegericht mit Gemüse als Abendessen.
- Wenn gegessen wird sollte die volle Aufmerksamkeit beim Essen liegen, keine Ablenkung in Form von Lesen, Radio oder Fernsehen sollte erfolgen. Man sollte dem Essen seine volle Aufmerksamkeit schenken, wobei jedoch eine entspannte Unterhaltung durchaus erfolgen kann, jedoch sollten hitzige Diskussionen vermieden werden.
Erhaltung und Wiederherstellung eines guten Verdauungsfeuers
Als Agni wird im Ayurveda das Verdauungsfeuer bezeichnet, es ist ein thermisches Prinzip, das die Umwandlung von Nahrung in Körpergewebe vornimmt. Ohne ein gut funktionierendes Agni kommt es zu einer Störung der metabolischen Prozesse im Körper. Energiegewinnung, Katabolismus (Abbau von Stoffen), Anabolismus (Aufbau von Stoffen) und Regeneration. Dies führt dazu, dass die Nährstoffe in der Nahrung vom Körper nicht optimal verbrannt und aufgenommen werden können.
Eines der einfachsten Mittel im Ayurveda, aber ausgesprochen wirkungsvoll zur Entschlackung ist heißes Wasser. Zur Stärkung von Agni kann man auch Ingwerwasser herstellen oder auch agni fördernde und stabilisierende Gewürze wie Koriander, Pippali (langer Pfeffer), Kreuzkümmel, Nelken verwenden und daraus einen Agni-Trunk zubereiten, welcher dann vor eine halbe bis viertel Stunde vor den Mahlzeiten getrunken wird, um das Verdauungsfeuer anzuregen. Eine gute Mischung aus den „3 Pfeffern“ ist Trikatu (Ingwer, schwarzer Pfeffer, Pippali), es hilft bei Verdauungsschwäche und kann ama-Zustände beseitigen, weil Agni gestärkt wird. Ama bezeichnet man im Ayurveda ungekocht oder unverdaut und es kann als Schlackenstoffe gesehen werden, welches aufgrund eines nicht richtig funktionierenden Agnis entstehen kann. Die klassischen Ama-Symptome sind Steifigkeit, Appetitlosigkeit, Schweregefühl, Müdigkeit, Verdauungsstörung, übermäßiger Speichelfluss sowie veränderte Immunität.
Die Maßnahmen, um Agni wieder anzuregen bzw. zu stabilisieren sind:
- Leichter und weniger essen, Schwitzen, Wärme (langhana)
- Agni anregen (dipana) und stabilisieren (pacana) durch Gewürze wie Ingwer, Nelken, Hing, Zimt, Basilikum, Minze, Koriander, Kreuzkümmel, schwarzer Pfeffer, Dillsamen, Fenchelsamen, Pippali, Bockshornklee, Muskatnuss
- Grundsätzlich bleibt zu sagen, dass die Erhaltung eines guten und stabilen Agnis an die ayurvedischen Ernährungsgrundsätze gekoppelt ist, welche wären:
- Konstitutionsgerechte Ernährung
- Frische und frisch gekochte leicht verdauliche Nahrung eingenommen in einer angenehmen „entstressten“ Atmosphäre
- Verzicht auf kohlensäurehaltige, kalte Getränke
- Vermeidung von ungünstigen Nahrungsmittelkombinationen